Was macht ein Schamane?
Schamanen sind die Bewahrer des alten Wissens und der Gebräuche
Ein Schamane oder eine Schamanin ist ein Bewahrer von Wissen über magisches Brauchtum und über Techniken der gezielten Bewusstseinserweiterung, mit denen man einerseits die alltägliche Welt beeinflussen und mit denen man andererseits in die nichtalltäglichen Dimensionen der Existenz eintreten kann. Ihre Aufgabe ist es ihre schamanische Tradition an die nächste Generation weiterzugeben, ohne dass die Essenz an Qualität einbüßt. Jeder Schamane verleiht seiner Tradition auch eine eigene Note und damit behält das Schamanentum seinen kraftvollen Kern und bleibt aktuell und lebendig.
Schamanen sind mystische und magische Praktiker
Schamanen und Schamaninnen sind keine Theoretiker und auch keine reinen Geschichtenerzähler. Sie sind vor allem magische und mystische Praktiker. Mit Magie sind hier keine Zaubertricks gemeint, sondern die gezielte Beeinflussung der erfahrbaren Realität mittels Techniken der Bewusstseinsveränderung und gezielter Beeinflussung der Lebensenergien. Schamanen nutzen das magische Potential, das in jedem Menschen schlummert, bewusst und gezielt. Sie wissen, dass Menschen ihre Realität ständig immer wieder neu selbst erschaffen, mit der Art wie sie sich entscheiden wahrzunehmen, also mit dem Weltbild an das sie glauben und wie sie im Alltag ihre Entscheidungen treffen. Vieles davon läuft in der Regel unbewusst. Ein Schamane schaut sich diese inneren, geistigen Wirkmechanismen genau an und weiß, wie er diese kontrolliert in eine neue Richtung lenken kann. Ein Schamane ist oft auch ein Mystiker, das bedeutet er schaut nicht nur auf die Magie des Lebens, sondern er beschäftigt sich auch direkt mit der Quelle von allem was ist – mit dem reinen Bewusstsein. Manche nennen es Gott, andere nennen es Großer Geist, wieder andere sprechen einfach von der Lebenskraft, die sich in allem manifestiert.
Wie genau arbeitet ein Schamane?
Traditionelle Schamanen greifen natürlich auf ihr erlerntes Brauchtum zurück. Und dieses ist überall auf der Welt verschieden. Denn es unterscheiden sich auch die umgebende Natur und die Menschen mit ihrer Lebensweise. Wenn man fragt „Was macht ein Schamane genau?“, dann ist das so als würde man fragen „Was macht ein Handwerker, ein Arzt oder ein Lehrer?“. Man kann diese Frage ganz allgemein beantworten, jedoch beschäftigt sich ein Tischler mit etwas anderem als ein Fliesenleger. Und ein Zahnarzt hat ein anderes Gebiet als ein Immunologe. Und ein Lehrer kann Autofahren unterrichten, aber auch Mathematik. Das Wie, Was und Wo sind einfach entscheidend. So gibt es auch bei Schamanen unterschiedliche Schwerpunkte. Manche Schamanen sind Heiler. Andere sind einfach reine Mystiker. Und wieder andere sind hauptsächlich Zeremonienmeister. Und kein Schamane kennt sich mit allem aus, was der weltweite und uralte Schamanismus zu bieten hat. Aber in der Essenz arbeitet ein Schamane so: Er tritt in Kontakt mit dem Übernatürlichen und auch mit den Kräften der Natur. Er verändert sein Bewusstsein, um Phänomene jenseits des Alltags wahrzunehmen und mit diesen zu interagieren. Denn er weiß, dass es dort Kräfte und Wesen gibt, die einen Einfluss auf die Menschen und die Natur haben. Hier möchte er entweder eine Erfahrung machen, um sich weiterzuentwickeln oder er hat die Absicht eine Disharmonie zu befrieden. Ein Schamane hat hierbei die Aufgabe zwischen dem materiellen Alltag und der jenseitigen, rein geistigen Welt zu vermitteln. Entweder, um einen Nutzen in die Welt zu bringen, oder einfach, um Neues zu lernen. Hierfür verwendet er seine Techniken und sein Brauchtum, das ihn in die Lage versetzt genau dies zu bewerkstelligen. Dazu gehören oft Trommeln, Tanz, Räucherungen, Heilkräuter, psychoaktive Pflanzen oder Pilze, meditative Übungen und Trance-Techniken.
Was macht ein moderner Schamane?
Auch ein moderner Schamane muss irgendwo sein Handwerkzeug lernen. Im Idealfall greift er dabei nicht auf Brauchtümer zurück, die nicht zu seiner Kultur gehören, sondern nutzt die Möglichkeiten, die seine Kultur hergeben, in der er lebt. Das betrifft vor allem schamanische Praktiker und schamanische Praktikerinnen, die in einer westlich-abendländischen Kultur heimisch sind und nicht auf überliefertes traditionelles schamanisches Brauchtum zugreifen können. Eine Möglichkeit ist es die aktuellen psychologischen Modelle zu nutzen, um Erklärungen zu finden. Eine weitere Möglichkeit ist es auf die aktuellen Ergebnisse der Neurowissenschaften und Biologie zuzugreifen. Auch die Theorien im Bereich der Quantenphysik reichen immer mehr den alten schamanischen Modellen über die Welt die Hand. Es gibt viele Quellen in der westlich-abendländischen Kultur, die ein moderner Schamane nutzen kann, um einen Rahmen zu schaffen, innerhalb dessen er praktizieren und die Menschen auch erreichen kann, die in seiner Gesellschaft mit ihm leben.
Jedoch ist es wichtig, dass ein Schamane auch schamanische Fähigkeiten hat. Denn kein noch so modernes Weltmodell ersetzt diese. Das sind insbesondere energetische Heilfähigkeiten, geistige Heilfähigkeiten, außersinnliche Wahrnehmungs- und Handlungsfähigkeiten, die Fähigkeit sich mit dem Bewusstsein unabhängig vom Körperlichen zu bewegen und zu wirken. Denn die eigentliche Expertise eines Schamanen ist nicht die psychologische Beratung oder eine Massage, sondern die Vermittlung zwischen Alltag und den Ebenen des Lebens, die weit darüber hinaus reichen. Außerdem weiß er um die magischen Kräfte der Natur und ist in Austausch mit Naturgeistern und findet im besten Falle Wege mit ihnen heilsam zusammen zu wirken. Ein moderner Schamane ist in erster Linie nicht mehr der Geschichtenerzähler, der Zeremonienmeister, die Hebamme oder der Kräuterkundige. Der moderne Schamane ist mittlerweile im Kern eher der Experte für energetische und geistige Heilweisen in Zusammenarbeit mit der spirituellen Kraft der Natur. Er kennt sich aus mit den Sorgen und Nöten der Menschen aus seiner Kultur und erreicht sie, weil er ihre „Sprache“ spricht.
Schamanen sind Bewusstseinskünstler
Es gibt aber auch Schamanen und Schamaninnen die verstehen sich nicht als Heiler, sondern eher als Erforscher des Bewusstseins und der spirituellen Dimensionen der Welt. Sie treten nicht an um anderen zu helfen, sie bieten keine Leistungen für andere an. Solche schamanischen Praktiker nutzen das schamanische Wissen und die schamanischen Techniken für ihr eigenes spirituelles Erwachen. Sie kümmern sich vor allem um ihre eigene Entwicklung und sind neugierig auf die nichtalltäglichen Dimensionen von Mensch und Natur. Und natürlich sind einige von ihnen auch schamanische Heiler.
Jeder kann sich heute Schamane nennen
Der Begriff Schamane oder Schamanin ist nicht geschützt oder bestimmten Menschen vorbehalten. Im Grunde kann sich jeder so nennen. In der heutigen Esoterik-Landschaft und alternativen Gesundheitsbranche findet man viele spiritueller Heiler, psychologische Berater, Heilpraktiker, Yoga-Lehrer, Wellness- und Massagetherapeuten, die sich nebenbei auch noch „schamanisch“ betätigen. Da das jeder einfach so machen kann, bedeutet das erst mal nichts. Es kann auch einfach nur eine Marketingstrategie sein, weil das Wort „schamanisch“ heute im esoterischen Trend liegt. Man kann viele Menschen damit abholen, weil sie sich nach mehr Natur und Verbundenheit mit dem Leben sehnen. Daher ist es wichtig, dass man sich genau informiert, was genau angeboten wird und ob da auch wirklich etwas echtes Schamanisches drin steckt, wenn es drauf steht.
Für Leihen ist das leider oft schwer zu erkennen. Ich hatte in den letzten 20 Jahren z. B. immer wieder Menschen in meinen Sitzungen, die behaupteten ein Schamane habe sie bereits behandelt, manchmal auch für mehrere Tausend Euro und ihr Problem hatte sich dann sogar noch verschlimmert. Das darf einfach nicht sein. Natürlich ist es immer die eigene Verantwortung von Klienten und man kann Probleme nicht einfach wegzaubern, aber solche Geschichten helfen nicht dabei, dass das Thema Schamanismus in unserer Kultur auf gute, wirklich hilfreiche Weise nach langer Abwesenheit wieder Fuß fassen kann. In der großen Welt der „Räucherstäbchen-Esoterik“ und des „Feenstaubs“ wittern viele das schnelle Geld. Und das ist ein echtes Problem. Also aufgepasst, wem man da vertraut. Es gibt wirklich auch viele sehr gute schamanische Praktiker und Praktikerinnen im deutschsprachigen Raum.
Was macht ein Schamane denn nun wirklich?
Ich denke es ist klar geworden, dass man diese Frage zwar allgemein beantworten kann, dennoch muss man sich den Schamanen ganz genau im Einzelfall anschauen. Ist er ein guter und vertrauenswürdiger Geistheiler? Oder ist er ein erfahrener Psychonaut? Oder ist er ein Heilpflanzenkundiger? Oder eher eine Art medialer Berater, der sich Schamane nennt? Die meisten haben ein Urbild eines Schamanen – eine Art Klischee – im Kopf, wenn sie an einen Schamanen denken: Federn im Haar, Felle um die Schultern gelegt, rauchende Pfeife im Mund, Trommel in der Hand, bunte Bänder um die Arme gewickelt und tanzend ums Lagerfeuer. Dieses Bild hat einen echten Kern. Aber heutzutage kann ein „Schamane“ vieles sein. Daher muss aufgepasst werden, dass das Phänomen „Schamane“ nicht verwässert und nur noch zu einer Verkaufsmasche wird.
Andererseits ist es gut, dass es offen ist und jeder damit seinen individuellen Weg gehen kann, genau so, wie es zu unserer modernen Kultur passt. Die heilsame Kraft des Schamanischen darf jedoch dadurch nicht verloren gehen. Und das Gute im Schamanischen darf nicht in Verruf geraten. Diese Verantwortung trägt meiner Ansicht nach jeder und jede, der und die sich Schamane oder Schamanin nennt. Also bitte mit Bedacht.
Was macht ein schamanischer Mentor?
Ich habe mich vor einigen Jahren bewusst dazu entschieden mich nicht „Schamane“ zu nennen. Irgendwie passte es nicht. Meinem Empfinden nach gehört dieser Begriff eher den traditionell schamanisch Arbeitenden, wobei diese sich in ihrer Sprache in der Regel anderes nennen. Ich finde den Begriff des „schamanischen Praktikers“ bzw. der „schamanischen Praktikerin“ sehr treffend für jemanden, der modern schamanisch wirkt. Jedoch habe ich bemerkt, dass Menschen schneller begreifen, was man macht, wenn man sich dann doch Schamane nennt, daher lautet mein Social Media Auftritt hier und da „schamanebenjamin“. Man wird zudem oft auch von anderen einfach so betitelt. Daher sehe ich das auch ganz locker. Als ich dann mehr und mehr zum schamanischen Ausbilder wurde, also als es immer mehr darum ging anderen den Weg ins schamanische Praktizieren zu zeigen, fand der Begriff „schamanischer Mentor“ zu mir. Ein Mentor ist nicht nur ein Lehrer, der einem etwas beibringt. Ein Mentor ist auch jemand, der einem mit Rat, Motivation und mit ganzem Herzen zur Seite steht, während man schamanisch lernt.
Autor: Benjamin Maier
Was ist Schamanismus?
Schamanismus ist ein uraltes Brauchtum. Im Zentrum stehen ekstatische Bewusstseinsreisen und die tiefe Verbindung zur Natur.
